Wenn Gerbergesellen getauft werden

Feuchtfröhliches Vergnügen: HELLER-LEDER lässt alte Tradition wieder aufleben - zur Freude der Belegschaft

Was für ein Spektakel: Die Belegschaft feixt und johlt, die Betroffenen schauen bedröppelt - so etwas hat es bei HELLER-LEDER noch nie gegeben. Erstmals in seiner Geschichte ließ das Hehlener Unternehmen die Tradition der Gerbertaufe wiederaufleben.

Die Skepsis steht den drei Täuflingen ins Gesicht geschrieben. In Arbeitskleidung und mit Schürzen bestückt werden die beiden Gerbergesellen Mel Stone (24) aus Bodenwerder und Joel Bahl (24) aus Hehlen nacheinander zum Gerberbaum geführt, wie die die Schafe zur Schlachtbank. Gerbermeister und Ausbildungsleiter Ralf Weiß (SO) aus Bodenwerder läutet als Zeremonienmeister das derbe Ritual ein, spendet mit dem Scherdegen den Gerberschlag.
Die Jünger der Gerberkunst müssen ein altes Gerbergedicht sprechen, ehe ihnen von Gesellen der Vorjahre der Lehrstaub aus dem Haupt gewaschen wird. Über den Gerberbaum werden sie schließlich in den Bottich zur Taufe gezogen, um sie für die Lederwelt reinzuwaschen.

Philipp Brandt (20) aus Rühle durchlebt als frischgebackener Industriekaufmann die gleiche Prozedur - nur mit einem
anderen Taufspruch und in Büromontur. Die Tortur hält sich allerdings in erträglichen Grenzen: Das Wasser im Bottich ist wohltemperiert - das Trio scheint das Bad zu genießen und will augenscheinlich gar nicht mehr raus. Erst mit sanfter Gewalt - per Gabelstapler wird das Taufbecken kurzerhand weggefahren - lassen sich die Täuflinge doch noch „überreden", den Bottich zu verlassen. Sonst hätte man wohl im übertragenden Sinne das Kind mit dem Bade
ausschütten müssen. Zur Belohnung gibt es schließlich die Taufurkunden. Gemeinsam mit den Täuflingen feiert die Belegschaft im Anschluss ein zünftiges Sommerfest, das in diesem Jahr die aus Russland stammenden Mitarbeiter gestalten.

Unter den Gästen ist auch Stefan Banaszak. Der technische Direktor der wet-green GmbH war rund 20 Jahre lang selbst Zeremonienmeister, hatte in Reutlingen als Mitarbeiter des Lederinstituts Gerberschule Gerbertaufen organisiert. 2011 endete dort die Tradition. Bundesweit gibt es nun nur noch in Hehlen Gerbertaufen - und darauf,
betont Thomas Strebost als geschäftsführender Gesellschafter, sei HELLER-LEDER durchaus stolz.

Den gesamten Artikel lesen Sie hier.

Zurück