Vom Leder gezogen

Firmenpolitik bringt HELLER-LEDER immer wieder Auszeichnungen und Preise ein.

Eine solide Handwerkstradition fortzuführen und Produkte von hoher Qualität herzustellen, sind für Heller-Leder seit jeher bewährte Eckpfeiler unternehmerischen Agierens. Zwei weitere kamen in den 1980er Jahren hinzu: Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Hans-Wilhelm Strebost, damals Chef der Gerberei, integrierte beides in die Firmenpolitik, noch bevor diese Themen ins breite öffentliche Bewusstsein einzudringen begannen. Der Bau einer eigenen, biologischen Kläranlage ebnete den Weg zum nächsten Meilenstein in der Geschichte der 1920 gegründeten Gerberei, die heute in vierter Generation in Familienbesitz und von Thomas Strebost zusammen mit den Geschäftsführern Rudolf Ebeling und Frank Fiedler geleitet wird.

„Die gesetzlichen Auflagen waren damals längst nicht so streng wie heute, und viele haben meinen Vater sogar belächelt, weil er eine Kläranlage auf dem Firmengelände bauen ließ. Das war absolut keine Selbstverständlichkeit zu einer Zeit, in der es gang und gäbe war, das Abwasser in örtliche Abwasser-Kanäle abzuleiten", sagt Strebost. „Für uns ist Umweltschutz schon immer eine Herzensangelegenheit gewesen." Der Gerberei, die sich einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Natur, den Ressourcen und der Gesundheit der Menschen auf die Fahnen schreibt, die dafür Millionen in weitere umweltfreundliche
Investitionen wie beispielsweise in die Wertstoffrückgewinnung gesteckt hat, bescherte diese Firmenphilosophie Pionier-Status in der Branche und hochkarätige Auszeichnungen. Und ebenso hochkarätige Kunden wie den Autohersteller Porsche, den Heller-Leder seit 13 Jahren für alle Baureihen beliefert, für manche Zukunftsentwicklungen sogar exklusiv - ein Geschäftsbereich, der rund 30 Prozent der Heller-Fertiglederproduktion ausmacht. „Das Kerngeschäft aber liegt mit 70 Prozent bei Möbelleder." Pro Tag werden in dem Betrieb an der Weser bis zu 1500 Häute verarbeitet, allerdings nicht mehr wie in den 1980er Jahren für Massenhersteller, sondern nur noch für Highend-Kundschaft, darunter weitere klangvolle Namen wie Rolf Benz, Hülsta und Wilkhahn.

Seine Polster- und Autoleder exportiert Heller in 20 Staaten, der Exportanteil beträgt rund 48 Prozent. Das Unternehmen genießt weltweit ein herausragendes Image: In Shanghai wurde Heller-Leder zur weltbesten Gerberei gekürt, als erste Gerberei in Europa mit dem Gold Status der internationalen „Leather Working Group" ausgezeichnet, die nach strengen Auswahlkriterien besondere Leistungen von Lederzulieferern in den Bereichen Nachhaltigkeit und kontinuierliche Verbesserung prämiert. Noch bevor der Deutsche Nachhaltigkeitspreis es Heller-Leder 2012 als Top 3 Unternehmen in der Kategorie „Der Blaue Engel-Preis" offiziell bescheinigte, hatte der Hehlener Betrieb weltweit als erster Hersteller nach den strengen Anforderungen dieses deutschen Gütezeichens in der gesamten Polsterlederkollektion produziert.

„Wir haben darüber hinaus dafür gesorgt, dass die Vergabegrundlagen verbessert werden", sagt Strebost. Heller-Leder, ein zukunftsweisendes Unternehmen, das gesetzlichen Standards oftmals einen Schritt voraus ist, das Maßstäbe setzt - das hat auch seinen Preis: Mit 30 bis 35 Millionen Euro Umsatz jährlich plus weiteren acht bis zwölf Millionen Euro bei der Schwesterfirma Helcor-Leder kommt Heller-Leder zwar auf eine stattliche Summe, rangiert aber nicht im Marktführer-Segment. „Dafür müssten wir in den Billigproduktbereich gehen - doch das wäre absolut gegen die Firmenphilosophie", sagt Frank Fiedler, als Geschäftsführer hauptverantwortlich für Vertrieb und Marketing. Nur beste Rohware würde von überwiegend deutschen Schlachtbetrieben gekauft, denen man vertrauen könne. „Rohware aus Übersee wird grundsätzlich nicht eingesetzt." Eigens für die Lederproduktion würden übrigens keine Tiere geschlachtet, erläutert Fiedler weiter. All das seien Faktoren, die sich natürlich auf die Kosten niederschlagen. Während ein Quadratmeter Möbel-Leder aus Indien beispielsweise schon für etwa zwölf Euro zu haben sei, müsse der Heller-Kunde für einen Quadratmeter Leder der Spitzenklasse bis zu 80 Euro hinblättern. Die Produktion ins Ausland zu verlagern, komme dennoch nicht in Frage.

Punkten könne Heller-Leder trotzdem: „Wir sind ganz klar Markführer im Hinblick auf Innovation, Qualität und Nachhaltigkeit. Das sind unsere Alleinstellungsmerkmale im Wettbewerb." Angefangen hat der Betrieb mit der Sohlen- und Blankleder-Produktion für die Schuh- und Taschenindustrie in den 1920er Jahren, stellte dann in den 1960er Jahren auf Polsterleder um. Damit aus dem Naturprodukt Leder ein edles, geschmeidiges und haltbares Material wird, muss es einen Verarbeitungsprozess durchlaufen: Heller setzt neben der mineralischen Gerbung, die ausschließlich mit sogenannten dreiwertigen Chromsalzen erfolgt, auch auf die synthetische Gerbung. Als innovative Variante hat sich seit Kurzem die Olivenblattgerbung etabliert: Bei diesem pflanzlichen und schonenden Verfahren werde gänzlich auf Kochsalz und Schwefelsäure verzichtet. Fiedler weiter: „Zum Gerben benötigen wir nur den Extrakt aus den Blättern, die einen extrem hohen Gerbwirkstoff beinhalten. Wir arbeiten also mit einem biologischen Reststoff, der sonst bei der Olivenernte verbrannt würde." Die Olivenblattgerbung sei derzeit die nachhaltigste Zukunftstechnologie in der Lederbranche. Aber mit Abstand auch die teuerste: „Olivenblattgegerbtes Leder kostet rund 20 Prozent mehr als beispielsweise mineralisch hergestelltes." Warum drei Verfahren und damit einhergehend drei unterschiedliche Preise? "Aus den verschiedenen Gerbungen ergeben sich jeweils andere Ledereigenschaften. Und uns ist es wichtig, dass wir dem Käufer damit die Möglichkeit der Wahl geben'', erklärt Fiedler.

Für welches Produkt auch immer sich der Kunde entscheide: „Unsere Lederware ist 100 Prozent gesundheitlich unbedenklich", betont Fiedler vor allem aus dem Grund, weil besonders Lederwaren aus Fernost immer wieder für Schlagzeilen sorgen, wenn sich darin das Krebs auslösende Schwermetall Chrom-VI findet. Tagelöhner und Kinder ohne jeglichen Atemschutz, mit giftigen Chemikalien hantierend, gequälte Tiere und verseuchte Flüsse - schlimme Bilder und Nachrichten, aber sie bringen die deutsche Gerberzunft zu Unrecht in Verruf: „Unsere Chromgerbung ist deswegen unbedenklich, weil wir die Prozesse beherrschen, den Gerbungsvorgang gewissenhaft und fachgerecht durchführen. Und wir klären 100 Prozent der Abwässer vor der Einleitung. Zudem haben wir im sogenannten 'Code of conduct' unsere Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, der Gesellschaft und dem Umwelt- und Tierschutz auf höchstem Level unterzeichnet und in unserer Firmenphilosophie fest verankert. Getreu unserem Firmenmotto 'Was auch immer Du tust, tue es weise und bedenke das Ende'."

Die Gerberei an der Weser ist ein Ausbildungsbetrieb und gehört mit derzeit 200 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern in der Umgebung. Zahlenmäßig konnte in den vergangenen 93 Jahren zwar kein besonders hoher Personalzuwachs verzeichnet werden ( 1920: 150 Mitarbeiter). Doch berücksichtige man das hohe Maß an Industrialisierung der vergangenen Jahrzehnte, die Optimierung der Arbeitsprozesse mit vielfach erweitertem Maschineneinsatz, dann könne man stolz darauf sein, dass keine Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden. Und schließlich bestätige es der Erfolg erneut, dass man den richtigen Weg eingeschlagen habe: Auch bei der Vergabe des Nachhaltigkeitspreises 2013 wird Heller-Leder wieder unter den drei besten Firmen Deutschlands sein.

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