Newsletter 5/2020 vom Verband der Deutschen Lederindustrie e.V.

"Lederjacken für weniger als 70 €,Handtaschen und Lederschuhe extrem reduziert".

Allein die Vielzahl derartiger Angebote lässt darauf schließen, dass zumindest irgendeine Form von solcher Geschäftemacherei für die Online-Anbieter funktioniert.

Was erwartet Verbraucher, die zu sagenhaften Preisen Lederjacken im Internet bestellen? Das wollten wir vom Verband der Deutschen Lederindustrie e.V. (VDL) wissen und haben mit unserem Testkäufer einen Selbstversuch gewagt.

Wir suchen eine neue Lederjacke. Nach nur wenigen Klicks werden wir fündig. Der Onlineshop www.whoinns.com hat eine schwarze Lederjacke im Angebot. Deren Preis ist von rund 140 € auf unter 70 € reduziert.
Die englische Produktbeschreibung ist weniger holprig als die deutsche (Mittellanges Kapuzen Solide Mode Herbst Lederjacke) und war verlockend, vor allem mit Blick auf den Preis und das Bild.

Ein Impressum mit Kontakt- und Shopbetreiberangaben suchen wir auf der Website vergeblich. Auf anderen Plattformen wird der Shop vorwiegend negativ bewertet. Aber nutzen Verbraucher diese Quellen vor dem Kauf? Viele vermutlich nicht.

Wir wagen uns, mit wenigen Klicks die Bestellung aufzugeben.  Lieferzeit 15 bis 20 Tage.

Internetbetrügern auf der Spur

Drei Wochen später ist die Lieferung noch nicht eingetroffen. Wir fragen nach und werden vertröstet. Fünf Wochen nach der Bestellung fragen wir erneut nach – diesmal kommt die Antwort auf Chinesisch. Nach sechs Wochen aktivieren wir die Notbremse über das Kreditkarteninstitut – schließlich lässt sich nach 30 Tagen ohne Erhalt der Lieferung das Geld zurückholen. Nach sieben Wochen trifft eine Plastiktüte per Post ein. Der deklarierte Zollwert beträgt 17 US-Dollar und lag damit offensichtlich unter der Schwelle für Zollkontrollen.

 

 

Was ist also in der Tüte? Eine Jacke, definitiv, aber sicher nicht aus Leder. Ein Blick auf den innenliegenden Zettel weist 100% PVC aus und optisch unterscheidet sich dieses regenjackenartige Billigprodukt deutlich von dem Produktbild bei der Bestellung.

Wir erstatten eine Betrugsanzeige bei der Polizei, doch dort reagiert man auf die Verbrauchertäuschung mit Schulterzucken. Das Kreditkarteninstitut hat das Geld zurückgeholt.

Glück gehabt?

Nicht so schnell, nicht mit dieser Jacke.

Achtung, Gesundheitsgefahr!

Die Jacke wird geprüft. Die Ergebnisse zeigten, dass sie DEHP – einen kritischen Weichmacher sowie PAKs (krebserregend) und weitere kritische Substanzen enthielt.  Tragen sollte man solche Produkte keinesfalls und auch eine Entsorgung könnte zu umwelttechnischen Problemen führen.

 

Verbraucher und EU müssen handeln

Unsere Schnäppchenjagd im Selbstversuch hat gezeigt: Für Verbraucher ist die Überprüfung der Seriosität von Internetanbietern unerlässlich.

Wir, COTANCE und deren Mitgliedsverbände setzen sich für mehr Transparenz und bessere Regeln ein. Wir alle setzen uns dafür ein, beim Verbraucher das Bewusstsein für hochwertiges Echtleder zu stärken – denn seriöse Angebote unter einem bestimmten Preisniveau gibt es einfach nicht.

 

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